Dushan-Wegner

18.01.2023

Risse in die Panik-Narrative

von Dushan Wegner, Lesezeit 7 Minuten, Foto von Mick Haupt
Man nehme ein Thema, mit dem sich Geld von unten nach oben umverteilen lässt. Man inszeniere es als Panik, wie Covidpanik oder Klimapanik. Man lade es mit Moral auf, damit Widerspruch »böse« ist. Man wiederhole, bis wirklich ALLES dem »1 Prozent« gehört.
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Wenn in Filmen ein durchgeknallter Verschwörungstheoretiker bebildert werden soll, braucht es eine übergroße Pinnwand, darauf Hunderte von Zeitungsausschnitten, Fotos und weiteren Papierwerken, teils mit Filzstift bekritzelt, und dann – ganz wichtig! – rote Verbindungslinien zwischen all diesen »Hinweisen«, etwa durch rote Wolle, die auf Nädeln aufgespannt wurde, oder schlicht breite, rote Striche.

Eine solche Szene aus der US-TV-Serie »It‘s Always Sunny in Philadelphia« wurde zum Meme, das immer dann geteilt wird, wenn man jemanden – immer wieder ironisch sich selbst – der wilden Veschwörungstheorien zeihen will (die Szene auf YouTube, engl. Erklärung von »Pepe Silvia« auf knowyourmeme.com).

Magischerweise richtig

Solche Szenen sollen bebildern, dass der Betreffende – um es höflich zu sagen – sich ein wenig »verlaufen« haben könnte. Höflich ausgedrückt: Er sieht Verbindungen zwischen Ereignissen, die eben nur er sieht.

Jedoch, eine berühmte Redeweise besagt auf Englisch: »It’s not paranoia if they’re really out to get you«; zu Deutsch etwa: »Es ist nicht Paranoia, wenn sie wirklich hinter dir her sind«.

In der Schule lehrten sie uns im Geschichtsunterricht, dass in der Vergangenheit wieder und wieder und wieder die träge Mehrheit falsch lag, während nur wenige die wahren Zusammenhänge sahen, doch heute, so lehrten sie auch, heute ist es ganz anders und magischerweise liegt heute die Masse, die der Politik und der Presse vertraut, magischerweise genau damit stets richtig.

Ich sehe aber nur wenige Anhaltspunkte dafür, dass diese Zeit hierin magischerweise anders ist als alle früheren, und dass heute die Mächtigen allesamt Lichtgestalten des Ethischen sind. Vor allem aber: Nicht jede behauptete Verbindung muss ja von »Fakten in der Welt« berichten – und sei auch nur von Absichten oder eben Verschwörungen. Immer wieder ist es hilfreich, zunächst auffällige Gleichzeitigkeit bei ebensolcher Ähnlichkeit zu notieren.

Ich wage hier einige aktuelle Nachrichten an eine gedachte Pinnwand zu heften. Vielleicht lassen sich doch  sinnvoll Verbindungslinien ziehen, erste Thesen eben, aus denen sich nach ausreichender Prüfung eine Theorie entwickeln ließe.

Ausführlich zu Wort

Wir hörten in den letzten Tagen viel von Lützerath, wo einige deutsche Mittelstandskids sich ihren winterlichen Abenteuerurlaub gönnen, und irgendwie wohl auch gegen Kohleförderung protestieren – zusammen mit eben den Grünen, die selbst im Bundestag dafür stimmten (siehe etwa Essay vom 14.9.2023).

Dabei begehen einige der Demonstranten etwas, was man »Straftaten« nennen würde, wenn die Täter nicht zu »Aktivisten« im TV erklärt worden wären.

Twitterer Gerhard Papke bringt es treffend auf den Punkt:

Begriffserklärung: Als »Aktivisten« bezeichnet man in Deutschland Menschen, die permanent ungestraft gegen Gesetze verstoßen und dafür von den Fernsehkanälen des Landes in Sondersendungen gefeiert werden. (@PapkeGeehard, 17.1.2023)

Im Essay vom 16.1.2023 notierte ich, wie auffällig gut gelaunt die dort anwesende Frau Thunberg wirkt; sie tanzt und lacht dann, während sie sich von deutschen Polizisten wegtragen lässt.

Inzwischen kursieren Video-Aufnahmen, auf denen Frau Thunberg mit zwei Polizisten zu posieren scheint, die ihr und den Photographen geduldig bereitzustehen scheinen. Man wird das Gefühl nicht los, dass auch dort eine PR-Show inszeniert wird (siehe Video etwa bei @DrLuetke, 18.1.2023). Aber eine PR-Show wofür?

Im deutschen Staatsfunk tut man nicht mal mehr, als wolle man irgendwelche Kriterien von »journalistisch« erfüllen und lässt die Aktivisten maximal ausführlich zu Wort kommen (siehe dazu bild.de, 17.1.2023).

Die waren total schlimm

Der lustige »Faktenfinder« – sagen Sie bloß nicht »Propaganda-Speerspitze des Staatsfunks«! – verteidigt derzeit das »World Economic Forum«, also jene rätselhafte Veranstaltung des Herrn Schwab, welcher vom »Great Reset« phantasiert, doch wenn man sagt, dass er es tut, ist man laut deutscher Propaganda ein »Verschwörungsideologe« (siehe tagesschau.de, 16.1.2023).

Der Verfasser jenes WEF-Verteidigungspamphlets unterm Tagesschau-Label, ein bärtiger junger Mann namens Pascal Siggelkow, erhält viel Lob von »CeMAS« (@cemas_io, 17.1.2023). Wer »CeMAS« ist, fragen Sie? Haben Sie noch nie gehört? Nun, laut derer auffällig edel gemachten Website cemas.io ist es wohl einer der ungezählten »zivilgesellschaftlichen« Vereine im deutschen Propagandastaat, deren erste Aufgabe zu sein scheint, gegen »falsche« Meinung in Deutschland zu kämpfen – und denen irgendwie nie das Geld auszugehen scheint.

Warum aber wirft sich der Staatsfunk so für Herrn Schwab ins Zeug?

Nun, die deutschen Qualitätsminister Habeck und Lindner sind in Davos zu Gast (siehe etwa finance.yahoo.com). Auch Europas moralische Leuchte, die Dame mit dem nicht-mehr-geführten Doktortitel und den nicht-mehr-vorzufindenden Smartphone-Nachrichten, Frau von der Leyen, gibt sich die Ehre. Am Mittwoch (also während ich dies schreibe) wird heute Herr Scholz selbst erwartet (siehe weforum.org). (An Details zu Gespräch mit Herrn Schwab, das sei schon jetzt vermutet, wird er sich später nicht erinnern.)

In Davos bespricht man sich zu Themen wie der »Neuverkabelung des Globus« (siehe weforum.org), der »Mobilisierung fürs Klima« (siehe weforum.org), der Rolle von sogenannter »Philanthropie« für »Climate Action« (siehe weforum.org), des Einsatzes künstlicher Intelligenz fürs Klima (siehe weforum.org), und – wenn all das nichts hilft – für den Klageweg in Sachen Klima (siehe weforum.org).

Zum Auftakt der jährlich in Davos stattfindenden Leistungsschau der Privatjet-Industrie zitiert der weiterhin brillante »Argo Nerd« zwei Texte von 2022 (@argonerd, 16.1.2023). Der eine berichtet von den Absichten der Prominenten, uns allen das Leben zu beschränken, der Umwelt wegen – der andere berichtet von dem Anstieg an CO₂-Ausstoß durch die Privatjets jener feinen Gesellschaft.

Ja, all die Panikmache zum Klimawandel ist nicht nur eine riesige Heuchelei, ihre Vertreter glauben scheinbar oft selbst nicht dran (reiche Klimapaniker kaufen noch immer teure Villen direkt an der Meeresküste), sie ist eine Umverteilung von unten nach oben (Produkte werden durch CO₂-Zertifikate teurer, die Zertifikate sind aber buchstäbliche Umverteilung ohne Gegenwert), und die Einschränkungen im Namen der Umwelt sind wohl denkbar verlogen: Wie die Tagesschau selbst (!) berichtet, will die EU zwar den »Emissionshandel« ausweiten, doch etwa für die Luxusjachten der Milliardäre soll es Ausnahmen geben (tagesschau.de, 17.1.2023).

Ein Milliardär wie Reinhold Würth kann also weiterhin den Öko markieren und die Grünen wählen (bild.de, 3.6.2019), ohne sich groß Sorgen machen zu müssen, dass der Betrieb seiner 85-Meter Superjacht »Vibrant Curiosity« (siehe Wikipedia) noch teurer wird. (Der Betrieb der insgesamt 9.496 PS starken Motoren ist gewiss schon so teuer genug! Jedoch, wenn der Besitzer moralisch genug ist, dann schadet es ja auch nicht der Umwelt. Es ist wie mit den Black-Lives-Matter-Demos damals, denn da verbreitete sich das Virus ja auch nicht, denn die Demos hatten einen für moralisch erklärten Zweck – anders etwa als die Grundrechte-Demos, die waren also total gefährlich.)

Die letzte PR-Show

So viele einzelne Stichpunkte rund um das Thema »Klimapanik von oben«. Ich bin sicher, Ihnen fallen viele weitere ein.

Entdecken wir eine »rote Schnur«, die sich durch all diese Meldungen zieht?

Die Klimapanik reiht sich auffällig präzise in eine Reihe weiterer mit schier unbegrenzten Geldmitteln geschürter »Moralitäten«. Ob der Kampf gegen Klimawandel, für die freie Migration, oder gegen störende Meinungen, all diese geschürten Bewegungen haben gemeinsam, dass ein politisches Anliegen via Propaganda zur Moralpanik (siehe Wikipedia) aufgeladen wird, sodass jede abweichende Meinung als »böse« gilt.

Diese Themen haben ferner gemeinsam, dass unzählige von Superreichen und politischen Stellen finanzierten Vereine für das Anliegen trommeln und gegen Andersdenkende agitieren.

Und noch eine Eigenschaft teilen diese Themen, und diese Eigenschaft ist doppelt: Die Reichen werden daran reicher, doch es betrifft sie nicht.

Wir erinnern uns an manche buchstäblich unverschämten Partys der Bussi-Bussi-Gesellschaft während der Covid-Lockdowns. Wir wissen, dass Offene-Grenzen-Einheizer selbst zuverlässig hinter hohen Mauern leben und mit unserem Alltagsleben genau nichts zu tun haben. Und wir sehen die Privatjets der Leute, die uns das Autofahren und Fliegen unbezahlbar machen wollen.

Die meisten Paniken haben aber nicht nur das gemeinsam, dass sie ihre Initiatoren selbst nicht betreffen – sie haben auch gemeinsam, dass sie eine Umverteilung von unten nach oben zur Folge haben, welche die  einfachen Bürger ihrer Lebensleistung beraubt. (Während der Covid-Panik verloren Millionen einfacher Bürger weltweit ihre Existenz – die 400 reichsten Amerikaner wurden aber mal eben um 40 % reicher; so theguardian.com, 5.10.2021.)

Sind die Proteste also eine Inszenierung, ein Kopfnicken aus NRW nach Davos? Die letzte PR-Show unter Einsatz der deutschen Polizei, jene »Großrazzia« (siehe Essay vom 8.12.2023), war in deren Augen ja auch ein »Erfolg«. Die Polizei als bewaffnete PR-Truppe? Schlimm wäre das!

Was meinen Sie?

Stecken hinter all diesen Paniken die immergleichen Leute, mit dem immergleichen Ziel? Die Welt als Oligarchie der Panikmacher?

Wenn ja, dann werden diese Leute von Panik zu Panik reicher, und wir kleinen Leute können wenig dran tun, und wir werden von Panik zu Panik schamloser geschröpft werden.

Unsere Hoffnung liegt also wohl weiterhin in all jenen, denen es gelingt, zu Geld und Einfluss zu gelangen, und von da aus die gelogenen Narrative zu hinterfragen. (Wir denken hier etwa an Elon Musk und die geradezu gruseligen Twitter-Files.)

Unsere Hoffnung liegt auch weiter in Staaten wie Polen, Tschechien oder Ungarn, die nicht (wie manche dort sagen: »schon wieder«) für die Ziele ausländischer Akteure vereinnahmt werden wollen.

Unsere Hoffnung liegt, allgemein gesagt, in den Rissen an den Mauern des verlogenen Einheitsnarrativs.

Ja, ich will glauben, dass die verlogenen Panik-Narrative, diese Umverteil-Verschwörung, auf Lügen und Gier gebaut, nicht ohne Risse bleiben.

Ich will dran festhalten, denn ich vertraue auch weiter Leonard Cohens Worten, wenn der uns bekanntlich verspricht: »There is a crack in everything, that’s how the light gets in!«

Zu Deutsch etwa: In allen Dingen ist ein Riss, und das ist, wie das Licht hineingelangt.

Weiterschreiben, Wegner!

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